In der heutigen Arbeitswelt stehen Banken und Sparkassen vor einer zentralen Herausforderung: qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und langfristig an das Unternehmen zu binden. Während flexible Arbeitszeitmodelle und mobiles Arbeiten mittlerweile zum Standard vieler Finanzinstitute gehören, geht die Sparkasse zu Lübeck noch einen entscheidenden Schritt weiter. Mit den sogenannten „WertSchätzen“ hat das Unternehmen eine Reihe von attraktiven Zusatzleistungen für seine Mitarbeitenden geschaffen.
Als ehemalige Mitarbeiterin der Sparkasse zu Lübeck habe ich die Entwicklungen im Haus über viele Jahre hinweg verfolgt und zum Teil auch begleitet. In meiner Rolle als Trainerin erlebe ich hautnah, wie sich durch die Einführung der WertSchätze die Identifikation der Mitarbeitenden mit ihrem Arbeitgeber deutlich verstärkt hat. Diese Initiative hebt die Sparkasse zu Lübeck als echten Leuchtturm in der Branche hervor – und kann anderen Instituten als Inspiration dienen.
Ich habe mit Frank Schumacher, dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse zu Lübeck, über dieses wegweisende Konzept gesprochen.
Einstieg & Philosophie
„Frank, die Sparkasse zu Lübeck hat mit den WertSchätzen ein bemerkenswertes Konzept zur Mitarbeiterbindung geschaffen. Welche Werte und Überzeugungen stehen hinter dieser Entscheidung?
Gab es eine bestimmte Herausforderung oder Entwicklung, die den Ausschlag dafür gegeben hat, neue Wege in der Personalpolitik zu beschreiten?“
Frank Schumacher: „Unsere Überzeugung ist klar: Die Menschen stehen im Mittelpunkt unseres Erfolgs. Deshalb haben wir früh erkannt, dass nachhaltige Mitarbeiterbindung nicht allein durch Gehalt oder einen sicheren Arbeitsplatz erreicht wird, sondern durch gelebte Werte, attraktive Benefits und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten.
Der Impuls, neue Wege in der Personalpolitik zu gehen, kam nicht aus einer Krise, sondern aus einer bewussten Reflexion: In einer Zeit des rasanten Wandels – sei es durch Digitalisierung, demografischen Wandel oder neue Erwartungen der Generationen – wollten wir keine reaktive, sondern eine zukunftsorientierte Haltung einnehmen. Mit unseren WertSchätzen haben wir ein lebendiges Konzept geschaffen, welches wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden weiterentwickeln.“
Maßnahmen & Umsetzung
„Welche konkreten WERTschätze bietet ihr den Mitarbeitenden genau, und wie werden diese im Unternehmen gelebt?“
Frank Schumacher: „Bei uns geht’s nicht nur ums Arbeiten – sondern auch darum, dass sich unsere Mitarbeitenden wirklich wohlfühlen und gerne Teil der Sparkasse sind. Deshalb bieten wir eine ganze Reihe an Mehrwerten, die im Alltag spürbar sind: Von einer betrieblichen Krankenversicherung mit Schwerpunkt der Gesundheitsvorsorge, über Zuschüsse zum Fahrrad-Leasing oder zum Jobticket bis hin zur betrieblichen Altersvorsorge, die schon heute an morgen denkt.
Darüber hinaus bieten wir auch moderne und flexible Arbeitszeitmodelle, die sich dem Leben unserer Mitarbeitenden anpassen – zum Beispiel mit der Möglichkeit, ein Sabbatical zu nehmen, eine 4-Tage Woche zu wählen oder für eine gewisse Zeit mobil aus dem europäischen Ausland zu arbeiten.
Ein echtes Highlight ist unser Corporate Social Volunteering Day – ein Tag im Jahr, an dem sich alle sozial engagieren können und dafür komplett freigestellt werden. Und als kleines Extra gibt’s bei uns auch einen halben Tag frei am Geburtstag.
Und das ist nur ein Teil dessen, was wir anbieten. Wichtig ist uns vor allem: Bei uns bleiben diese Angebote nicht bloß auf dem Papier. Sie sind Teil unserer Kultur und werden aktiv genutzt. Denn nur so entsteht echte Verbundenheit – und genau das macht für uns moderne Arbeitskultur aus.“
Widerstände?
„Gab es intern Widerstände oder Herausforderungen bei der Implementierung? Wie seid ihr damit umgegangen?“
Frank Schumacher: „Klar, ganz ohne Herausforderungen ging es natürlich nicht. Sobald man anfängt, Dinge zu verändern – gerade im Bereich Benefits und Unternehmenskultur – gibt es unterschiedliche Erwartungen und Wünsche. Wir haben schnell gemerkt: Man kann nicht alles mit in den Katalog aufnehmen. Deshalb war ein wichtiger Schritt, Prioritäten zu setzen und sich bewusst für ausgewählte Maßnahmen zu entscheiden. Am Ende zählt das Gesamtpaket – und wir sind überzeugt, dass wir damit eine richtig gute Balance gefunden haben.
Als wir die neuen Benefits vorgestellt haben, war die Begeisterung in der Belegschaft deutlich spürbar – bei der Vorstellung während unserer Jahresauftaktveranstaltung gab es Applaus und Jubel für die neuen Wertschätze. Für uns ein klares Zeichen: Wir haben mit unserem Ansatz ein wirklich gutes Konzept geschaffen. Dennoch bleiben wir im Austausch mit unseren Mitarbeitenden und freuen uns über Feedback, um unser Angebot laufend weiterzuentwickeln.“
Wirkung & Ergebnisse
„Wie hat sich die Einführung der WertSchätze auf die Unternehmenskultur ausgewirkt? Habt ihr bereits messbare Effekte festgestellt, zum Beispiel in Bezug auf Mitarbeiterzufriedenheit, Fluktuation oder Employer Branding?“
Frank Schumacher: „Die Einführung unserer WertSchätze hat einen spürbar positiven Einfluss auf unsere Unternehmenskultur. Sie machen Wertschätzung konkret erlebbar und zeigen unseren Mitarbeitenden, dass sie und ihr Einsatz gesehen und geschätzt werden. Das stärkt nicht nur die Motivation, sondern auch das Wir-Gefühl.
Ein schönes Beispiel dafür ist auch die Duz-Kultur, die wir im Herbst 2023 im Rahmen unseres Betriebsfests angeboten haben. Dieses Angebot wurde sehr positiv aufgenommen und ist inzwischen fest in unserem Arbeitsalltag verankert. Es trägt zu einer offenen, vertrauensvollen Atmosphäre bei und unterstützt den Wandel hin zu einer moderneren, nahbareren Unternehmenskultur.
Aus der letzten Befragung unserer Mitarbeitenden geht eine deutlich gestiegene Mitarbeiterzufriedenheit hervor – und das sogar entgegen dem allgemeinen Trend der Bankenbranche. Für uns ist das ein starkes Signal, dass wir mit unseren Maßnahmen auf dem richtigen Weg sind. Darauf sind wir wirklich stolz.“
Emotional berührt
„Gibt es eine besondere Erfolgsgeschichte oder ein Feedback von Mitarbeitenden, das Dich besonders berührt hat?“
Frank Schumacher: „Es ist gar nicht so leicht, eine einzelne Geschichte herauszugreifen – aber was mir besonders in Erinnerung geblieben ist, sind die vielen persönlichen Rückmeldungen nach der Einführung unserer WertSchätze. Ich habe zahlreiche E-Mails von Mitarbeitenden erhalten, in denen sie sich bedankt haben. Das hat mich wirklich bewegt.
Was mich aber auch nachhaltig freut, ist die gelebte Veränderung im Alltag: Ich werde inzwischen von allen Kolleginnen und Kollegen, denen ich begegne, ganz selbstverständlich mit „Frank“ angesprochen. Auch neue Mitarbeitende greifen das sofort auf – das zeigt mir, dass das Angebot wirklich angenommen wird und zur Kultur geworden ist.
Für mich ist das ein starkes Zeichen: Wir sprechen nicht nur in unserer Unternehmensvision von Nähe, sondern wir leben sie auch wirklich.“
Ausblick
„Frank, siehst Du noch weiteres Potenzial, das Konzept in Zukunft auszubauen oder zu verfeinern?“
Frank Schumacher: „Ja, auf jeden Fall. Wir prüfen regelmäßig, wie unsere WertSchätze genutzt werden und ob sie weiterhin zu den Bedürfnissen unserer Mitarbeitenden passen. Sollten wir feststellen, dass Anpassungen sinnvoll oder notwendig sind, stoßen wir diese Veränderungen selbstverständlich an.
Dabei profitieren wir auch von der sehr guten Zusammenarbeit mit unserem Betriebsrat, mit dem wir die WertSchätze gemeinsam entwickelt haben. Der regelmäßige Austausch bringt wertvolle Impulse ein – gerade aus Sicht der Mitarbeitenden – und hilft uns, die Angebote stetig weiterzuentwickeln.“
Empfehlungen
„Eine letzte Frage noch: Welche Tipps würdest Du anderen Sparkassen oder Genossenschaftsbanken geben, die ihre Mitarbeiterbindung verbessern möchten?“
Frank Schumacher: „Mitarbeiterbindung beginnt beim Kulturwandel – nicht beim Obstkorb oder kostenlosem Wasser. Um unseren Kulturwandel sichtbar und spürbar zu machen, haben wir uns ganz bewusst für die Duz-Kultur im gesamten Unternehmen entschieden. Anfangs mit Respekt betrachtet, wurde sie erstaunlich schnell und sehr positiv aufgenommen. Heute trägt sie spürbar zu einer offeneren, wertschätzenderen Atmosphäre bei – über alle Hierarchieebenen hinweg. Für uns war das ein kleiner Schritt mit großer Wirkung.
Ein weiterer Tipp: Mut zur Fokussierung. Man kann nicht alles gleichzeitig verändern – und muss das auch nicht. Viel wichtiger ist, dass die ersten Schritte gut durchdacht, authentisch und zur Kultur des Hauses passend sind. Dann wird der Kulturwandel nicht zur Pflichtaufgabe, sondern zur echten Chance.“
„Vielen Dank, Frank, für diesen anregenden Gedankenaustausch!“
Ich hoffe, dieses Interview war inspirierend für Dich.
Wie ich das Team in der Personalabteilung der Sparkasse zu Lübeck einschätze, gehen sie sicher gerne mit Dir in den Austausch, wenn Du Detailfragen zu den WertSchätzen hast 😉.
Herzliche Grüße aus München,
Deine Irena